Wähle Dich selbst – der Rest folgt dann schon

Als sie zu mir kam, war sie in einem schlechten Zustand. Sie schlief nicht mehr besonders gut, sie hatte echte existentielle Sorgen. Sie war Journalistin, hatte eigentlich längst ein Buch schreiben wollen, hatte eigentlich sich längst ein zweites oder drittes Standbein aufbauen wollen, aber all das war irgendwo auf dem Weg abhanden gekommen. So wie unser Leben eben hier und da mal etwas verliert, wenn wir nicht gut genug drauf aufpassen.

Sie lebte, wie unglaublich viele Selbstständige/ Freie, in einer Welt, in der sie immer gewählt und ausgesucht werden musste. Sie schlug Redaktionen ihre Format-Ideen vor, sie  pitchte neue Dokumentationen, sie recherchierte Themen an und versuchte sie unterzukriegen. 

Und jedes Mal war sie wieder davon abhängig, dass irgendwer sie besonders mochte, dass irgendwer ihr Thema einem anderen vorzog, dass irgendwer bereit war, mal wieder etwas Neues auszuprobieren. Schlicht: dass irgendein Redaktionsleiter, Chefredakteur, irgendeine Fernsehdirektion eben sie wählte. Und nicht jemanden anderen.

Jetzt ist es ja so, dass wir diesen Prozess des ausgewählt Werdens auf alle möglichen Branchen übertragen können. Und egal, ob wir an Vertrieb denken, an Werbung, an Marketing – jeder der von außen versucht, etwas in eine Organisation zu verkaufen, kennt das blöde Gefühl der Abhängigkeit. Abhängigkeit davon nämlich, ob wir und unsere Idee bei unserem Gegenüber auf Gegenliebe stößt. Das kann mitunter unglaublich mühsam sein. Und sehr aufs Selbstbewusstsein gehen. So wie bei dieser Klientin.

Sie kam zu mir, weil sie sagte, dass sie neue Inhalte brauche. Dass sie mit mir in ein Ziel-Coaching gehen wolle, weil sie mehr und mehr das Gefühl hatte, ihr Geschäftsmodell bricht weg.

Sie beschrieb, mit den müden Augen einer Frau, die schon lange im Kampfmodus unterwegs war, dass ihr Redaktionsbüro nicht mehr so lief, wie sie es eben mal gekannt hatte. Dass die Redaktionen unberechenbarer wurden, in ihrer Auswahl, dass sie inzwischen auch schon Online-Formate entwickelte, aber dass auch hier die Unsicherheit extrem groß geworden war.   

Ich kenne diesen Zustand so gut. Und zwar sowohl von mir selbst, als auch von extrem vielen anderen Dienstleistern, Moderatorinnen, Journalisten, Kreativen, Agenturgründern, Models, Coaches, Berater und so weiter und so weiter. Wir alle, die wir nicht in irgendeiner vermeintlich festen Struktur sitzen und zu wissen glauben, dass sie auch morgen und in 6 Jahren noch fest ist. Wir begeben uns immer wieder in die Situationen, in denen wir und unsere Inhalte dem Geschmack anderer unterworfen werden. In denen wir hoffen, der Entscheider vor uns möge doch bitte erkennen, dass wir und unsere Themen und Angebote die aller beste Wahl sind. Und immer wieder kriegen wir ein Format eben nicht durch. Werden wir selbst abgelehnt. Nicht ausgewählt. Wird etwas oder jemand anders vorgezogen.

Meine neue Klientin hat dieser jahrelange Kreislauf von Enttäuschung, wieder aufraffen, mit großer Freude neu losmarschieren und dann oftmals eben wieder abgelehnt werden, sehr mürbe gemacht. Und so wurde unser gemeinsamer Prozess auch gar kein inhaltliches Sparring, so wie sie sich das vorgestellt hatte. Sondern eher eine Ziel-Aufstellung der anderen Art.

Wir sahen uns an, wie sie in ihrem Leben viel mehr wieder selbst zur Entscheiderin werden konnte. Wie sie selbst ihre Inhalte verbreiten konnte, sich selbst auswählte, sich aufbaute und nicht mehr darauf wartete, ausgewählt und aufgebaut zu werden.

Von mir selbst weiß ich: das ist zunächst ein Angst einflössender Prozess.  Sich selbst zu wählen. Sein Leben selbst zu gestalten und nicht mehr gestaltet zu werden. Es gehört viel Mut dazu. Und ein paar wesentliche Tools, die man erlernen und üben kann.

Meine Klientin schreibt gerade ihr Buch zu ende. Sie wird es selbst publishen. Sie hat sich einen Partner gesucht, mit dem sie gemeinsam Formate umsetzt. Und zwar die, die die beiden wichtig finden. Und auf einmal ist sie viel mehr von Interesse. Und auf einmal gehen Türen auf, die vorher verschlossen schienen.

Es ist ein ungerader Weg, den wir gehen, wenn wir selbstbestimmt sein wollen. Und es gibt echt viele Hürden und Stolpersteine und Unsicherheiten. Und doch: er lohnt sich so sehr. Denn am Ende, da sind wir!


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