Veränderung ist möglich – und braucht ein paar klitzekleine Grundvoraussetzungen

In meinem letzten Blog habe ich über Ziele geschrieben, die wir irgendwann auf unserer Lebenswegstrecke aus den Augen verloren, oder uns nicht mehr zugetraut haben – und wie sie uns manchmal dann doch wieder einholen. Und richtig aufdringlich werden. Das hat bei vielen von Euch und Ihnen offenbar etwas ausgelöst, denn ich habe doch einige Nachrichten mit Zielerreichungs- beziehungsweise Nichterreichungs-Geschichten bekommen. Worüber ich mich sehr freue.  Und weshalb ich fühle, dass wir da noch mal hinsehen sollten. Wir alle unterliegen ja im Moment, weil voll zeitgeistig, dem Irrglauben, dass wir uns permanent selbstoptimieren könnten und sollten. 3Kiloweniger-Megaperformer-Durchsetzungstärker--IchwerdeaufjedenFallnichtälter-Dafürvegan-Oderendlichbelesen-OderlernedochnochItalienisch – kennen wir alle. Das ist Wahnsinn, weil es uns unfrei macht und von den tiefer liegenden Veränderungen ablenkt, die uns möglich wären. Und die uns im Zweifel viel glücklicher machen würden.

Was ich meine, sind die Veränderungen, die uns befreien und zwar nachhaltig. Das Verabschieden von hindernden Mustern. Von inneren Hürden. Von dem permanenten Schwall an Geschichten, die wir uns selbst erzählen. Aber eben nicht die, die uns stolz machen und uns antreiben. Sondern die, die uns zurück halten. Von der ständigen Überforderung, der wir uns selbst aussetzen.

Wir brauchen, um uns von diesen Gedankenschleifen und inneren Verhinderern zu lösen, einen starken Antrieb, einen Plan und die Willenskraft, den auch umzusetzen. Wie eine neue Klientin, die unlängst zu mir kam. Eine starke, tolle Frau, sehr erfolgreich in einem multinationalen Konzern, Mutter von zwei Kindern, Pendlerin (wie ich). Sie sah direkt nach sehr vollem und gleichsam sehr bunten Leben aus. Und kam eigentlich, weil sie sich für einen Auftritt auf einer Konferenz in Amerika vorbereiten wollte. Doch daraus wurde für uns beide sehr viel mehr.

Nachdem wir den Auftritt in drei Sitzungen vorbereitet hatten, lud sie mich zum Mittagessen ein. Bestellte nach der zweiten Flasche Wasser zwei Gläser Weißwein (was mittags eine echte Herausforderung für mich ist) und packte aus: wie sehr sie sich überfordert fühlte in den harten Strukturen ihres Jobs, wie viel Kraft sie das Pendeln kostete (oh ja, das konnte ich so gut nachvollziehen), wie oft sie sich ihren Kindern, ihrem Mann, ihren Vorständen und irgendwo, ganz hinten, auch sich selbst gegenüber ungenügend vorkam. Es wurde ein sehr langes Mittagessen. Und wir gingen direkt danach wieder in den Coachingraum zurück. Denn beim Erzählen war meiner Klientin klar geworden: sie wollte raus aus dem, was sie bedrängte. Und weg von dem Gefühl, niemandem mehr gerecht zu werden. Sie wollte sich verändern und ihr Umfeld. Und zwar – auf einmal – mit einer großen Kraft, die so lange in ihr geschlummert hatte. Schnell wurde in unserem anschließenden Coachingprozess klar, dass sie gar nicht das Unternehmen wechseln und auch keine Yogalehrer-Ausblidung machen wollte, wie so viele, die gerade an diese Grenzen stoßen. Sie wollte aber ihr Umfeld so anpassen, dass sie mehr Zeit fand. Für sich selbst. Für ihre Kinder. Für ihre Ehe. Und auch für den Anspruch, den sie geschäftlich an sich selbst hatte. Wir visualisierten das Bild, das sie von sich selbst hatte, wenn sie sich befreit hatte. Wir erarbeiteten einen Plan, integrierten alle äußeren und inneren Hürden, machten eine to-do- und eine not-to-do-Liste. Und – wie konnte es bei dieser super organisierten, selbstdisziplinierten Frau anders sein – sie setzte sofort um. Machte erst ein Date mit ihrem Mann und besprach sich dann mit ihren Teenie-Kindern. Und machte dann einen Termin mit dem Vorstand, an den sie berichtete. Reduzierte mit ihm gemeinsam ihren Verantwortungsbereich, wodurch weite Teile des Pendelns wegfielen – und klar, auch ein Teil des Bonus. Alle und alles fügte sich in ihren Plan, weil sie ihn in einer solchen Klarheit umsetzte, dass es gar nicht anders ging. Als die Strukturen neu waren, machte sie das Folgende:  sie meldete sich zum Ballett an und zwar in der Ballettschule, in der auch ihre Tochter tanzte. Ihr erster Ballettunterricht seit über 30 Jahren. Und sie kaufte sich gemeinsam mit ihrem Sohn zwei Stand-Up-Paddle-Boards.

Ich sehe sie manchmal in Hamburg über die Alster gleiten. Zu Zeiten, in denen sie sonst unter Garantie in der Senator-Lounge am Flughafen gesessen hätte. Sie hat sich befreit. Und wenn ich sie so kraftvoll paddeln sehe, mit versonnenem Gesicht, dann bin ich schlicht stolz auf sie.


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