Über Nacht zum Teenager – 5 Dinge, die mein Sohn zum 13. Geburtstag wissen muss

Mein Sohn ist 13. Seit heute ist er offiziell nicht mehr Kindkind, sondern Teenie – und da wir das alle hinter uns haben, wissen wir: das ist einschneidend, weil groß.

Wenn ich mit ihm spreche, habe ich schon eine Weile das Gefühl, dass er mich in manchen Fragen schlicht in die Tasche steckt. Und zwar nicht nur in: wie hole ich das Beste aus meinem iPhone raus. Er weiß was Knochenmark auf Englisch heißt, kann mit After Effects animieren und so schnell rappen wie Eminem. Und merkte an, während er sich da gedankenverloren kraulte, wo irgendwann vielleicht mal ein Bart sein noch zartes Kinn ziert: er habe sich gefragt, ob nicht alle Mensch mit gleich viel Talent geboren werden - aber manche Menschen nie in ihrer vollen Größe leben werden, weil ihre Talente nicht offensichtlich genug sind und sie sie nicht erkennen würden. 

Da habe ich geguckt wie der einzig coole Emoji – der mit den weit aufgerissenen Riesenaugen.

Ich war so nicht mit 12 oder 13, ich konnte das nicht, ich dachte so nicht. Aber ganz und gar nicht. Unsere Teenies heute sind weiter. Das sehe ich ja nicht nur mütterlich rosarot an meinem hormongeschüttelten Hausteenie, sondern auch an seinen Freunden. Von seinen Klassenkameradinnen mal ganz abgesehen – die Mädels sehen mit 13 aus, als wären sie Anfang 20.

Weil die alle so weit sind und eigentlich auch doch noch manchmal ganz klein – weil sie gerade eben Flügel brauchen UND Wurzeln – weil sie nicht "nicht Fisch und nicht Fleisch", sondern Fisch und Fleisch auf einmal sind – deshalb brauchen sie ein paar Leitplanken (solange wir ihnen überhaupt noch irgendwas mitgeben können und dürfen). 5 Dinge, die ich meinem Teenie-Sohn mitgeben möchte:

  1. Lebe lieber ungewöhnlich. Nein, Du musst Dich nicht absichtlich zum Außenseiter-Nerd machen – aber schwimm nicht immer nur mit dem Strom. Du musst nicht tragen, was alle tragen. Du musst nicht spielen, was alle spielen. Und Du musst auch nicht abhängen, wo alle abhängen. Gestalte Du Dein Leben, trau Dich, triff Deine eigenen Entscheidungen. Manchmal so wie alle anderen. Und manchmal eben auch nicht.
  1. Finde eine Haltung. Jein ist immer doof! Wenn Du Unrecht siehst: steh auf – und sag: das ist Unrecht. Wenn Du Mist machst: steh dazu. Wenn Du ein Mädchen toll findest – mach das Visier hoch. Wenn Dein Vater oder ich oder Dein Klassenlehrer irgendwas nicht richtig machen: sprich mit uns. Mach den Rücken gerade und verstecke Deine Meinung nicht und Deine Gefühle noch weniger. Sie müssen nicht richtig sein. Aber zu hören. Und zu spüren auch.
  1. Informiere Dich. Youtube ist kein adäquates Medium dafür. Instagram auch nicht. Klimawandel, Europa-Krise, Überalterung, soziale Ungerechtigkeit, Rechtsruck: all das wird Dich und Dein Leben betreffen. Du solltest wissen, worum es geht. Du solltest lernen, wo Du an gute, weil valide Informationen heran kommst. Du kannst Dir – siehe 2. – nur eine Meinung bilden und eine Haltung zulegen, wenn Du Wissen hast. Suche es Dir. Und schätze es wert.
  1. Lies Bücher. Nimm sie in die Hand. Schlag sie auf. Und tauch in sie ein. Und wenn Du magst, riech auch mal an ihnen. Es ist schön, Serien zu gucken. Und zu daddeln. Und kryptische Nachrichten in die Welt zu schicken. Aber Bücher haben eine andere Tiefe. Und malen Dir Bilder in Hirn und Herz. Und machen, dass Du Dich in einen Satz, oder manchmal nur in ein Wort verlieben kannst. Bücher geben Dir Sprache und Trost und Freude. Das solltest Du nie verlieren.
  1. Vertraue Dir. Ich weiß, mein Großer: die Hormonwellen bringen die inneren Säulen voll ins Wanken. Was sich gestern gut anfühlte, ist heute voll doof und in 30 Sekunden HORROR. Es ist schwer, in dieser aufregenden Achterbahnzeit darauf zu vertrauen, dass Du richtig bist. Und toll. Und wunderbar. Und dass Du genauso, wie Du bist, den Rest der Welt beschenkst. Dennoch: lass Dich nicht tief verunsichern. Weder von anderen. Noch in Dir. Achte auf Deine Intuition, halte die Nase in den Wind und rocke es. Es ist Dein Leben. Und soweit wir bislang wissen: wahrscheinlich Dein einziges.

Ich weiß, wie mein Sohn schauen wird, wenn er das liest. Er wird kurz die Augen nach oben verdrehen. Und mich dann anschmunzeln.

Eure/ Ihre
Petra


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