Blanke Angst

Ich hatte unlängst eine neue Klientin bei mir, eine Gründerin (was ich ganz besonders gerne mache, ist Gründerinnen und Gründer zu beflügeln – und sie abheben zu sehen). Sie kam extra aus Berlin zu mir und sie hatte eine dicke Last auf ihren Schultern.

Sie hatte mit ihrer Partnerin zusammen ein großartiges Online-Produkt erdacht, hatte tatsächlich viel Geld eingesammelt und eine echte High-End-Plattform gelauncht. Viele der Auftritte und Pitches, die dafür nötig waren, hatte ihre Partnerin übernommen und offensichtlich gerockt – bis hierhin jedenfalls. Doch nun war ihre Partnerin hochschwanger und wollte keine Pitches mehr machen und keine Auftritte und gar nichts mehr, außer Homeoffice. Und meine Klientin hatte ein großes Problem. Sie musste zum Gesicht ihrer Unternehmung werden. Und sie hatte blanke Auftrittsangst.

Sie wusste, es gab keinen anderen Weg. Für einen Kommunikations-Profi hatten sie noch nicht genug Geld, irgendjemand musste jetzt raus, auf Messen, in Podcasts, vor Kameras und die grandiose Gründung unters Volk bringen.

Aber meine Klientin wusste einfach nicht wie. Sie erzählte: „Immer schon hatte ich geradezu Panik davor, mich vor Menschen zu stellen und zu sprechen. Schon in der Grundschule bei meinen ersten Referatsversuchen hatte ich Angst. Irgendwann wurde meine Stimme brüchig, oder ich wurde rot, oder fleckig, oder meine Hände fingen verrückt an zu zittern.“

You name it – diese Frau hatte alle Symptome durch, die sich unser Körper ausdenken kann, wenn wir Furcht haben, vor anderen Menschen zu sprechen. Mehrfach schon hatte sie sich beraten lassen. Aber ihre Angst war nie gegangen. Ich war so etwas wie ihr letzter Versuch.

Ich kenne als Moderatorin von Live-Sendungen vor vielen Millionen Zuschauern und von Großevents mit bis zu 100.000 Menschen sehr gut das, was Lampenfieber mit uns machen kann. Ich hatte im Laufe meiner Coaching-Jahre auch schon viele Menschen, die irgendeine Form von Auftrittsangst hatten. Aber niemals habe ich jemanden so leiden sehen, wie diese neue Klientin.

Um es kurz zu machen: ich habe sie nicht dazu gebracht, Auftritte zu lieben (wollte ich auch nicht). Aber wir haben es gemeinsam geschafft, sie in ihre Kraft zu kriegen, wenn sie auftritt. Wir haben es geschafft, die Symptome wie zittern und rot werden und Stimme weg, so abzumildern und zu minimieren, dass sie nicht mehr auffallen. Und dass sie sie nicht mehr hindern. Ich habe sie dafür nicht auf irgendeine Couch gelegt und den Ursprung ihrer Angst ergründet (auch wenn mich das in diesem Fall wahnsinnig interessiert hätte). Ich habe sie mit einer wohlüberlegten Mischung aus Desensibilisierung (also immer wieder in die Auftrittssituation schicken, immer wieder vor die Kamera), Analyse und persönlichem Anker zu dem, was sie sagt und wie sie es sagt und innerhalb von nur zwei Sitzungen dahin gebracht.

Sie hat den ersten Auftritt, den sie nach unserem Coaching hatte (auf einer internationalen Messe mit mehreren hundert Zuschauern) begonnen mit den Worten: „Das, was ich hier jetzt mache, vor Ihnen sprechen, war bis vor kurzem mein aller größter Albtraum. Ich hatte Angst davor und habe sie ein bisschen auch immer noch. Aber wissen Sie, was noch größer ist, als meine Angst, hier vor Ihnen zu stehen? Noch größer ist mein Stolz – mein Stolz auf das, was ich mit meinem Start-Up in den vergangenen 2 Jahren erreicht habe. Und davon möchte ich Ihnen erzählen.“

Meine Klientin hat mir ein Video von diesem Auftritt geschickt. Und wissen Sie was: ich bin fast geplatzt vor Stolz auf sie. Und vor Dankbarkeit dafür, dass ich ihr helfen durfte.


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